Praktikum am National Centre for Research on Europe in Christchurch, Neuseeland

Ein Praktikum im Ausland bringt immer einige Herausforderungen mit sich. Man muss in einer anderen Sprache als der eigenen Arbeiten, die Arbeitskultur unterscheidet sich meistens auch von der, die man von zu Hause gewohnt ist und darüber hinaus befindet man sich auch noch weit weg von seiner Heimat. Dies ist vor allem in Neuseeland der Fall. Das Land befindet sich von Deutschland ausgesehen weiter weg als sonst kaum ein anderes. Als ehemalige englische Kolonie allerdings konnte ich hier eine westliche Lebensstruktur vorfinden. Dies machte das eingewöhnen in eine neue Umgebung um vieles einfacher, genauso die Tatsache, dass Englisch zwar keine offizielle aber de facto die Amtssprache ist. Offiziell hat Neuseeland Maori und die neuseeländische Gebärdensprache als Amtssprachen.

Mein Praktikum absolviere ich an dem National Centre for Research on Europe (NCRE), welches sich an der Universität von Canterbury in Christchurch befindet. Christchurch ist nach Auckland die zweitgrößte Stadt Neuseelands mit knapp 350.000 Einwohnern. Die Stadt wurde im Jahre 2011 von einem starken Erdbeben teilweise fast vollständig zerstört und die Aufbauarbeiten dauern bis heute immer noch an. Dies zeigt sich deutlich, wenn man durch die Innenstadt läuft. Jedoch hat die Regierung einiges unternommen, um der Stadt wieder Leben einzuhauchen. Darunter das Projekt Gab-Filler, eine kreative Stadterneuerungsinitiative. Das Leben in Neuseeland und vor allem in Christchurch ist sehr gut, wenn man sich erst mal an den Linksverkehr und die hohen Preise gewöhnt hat. Da es sich bei meinem Praktikum um ein unbezahltes Praktikum handelt, konnte ich dieses nur antreten da ich glücklicherweise die Bedingungen für das Baden-Württemberg Stipendium erfüllt habe. Die Bedingung hierfür ist unteranderem ein Praktikum an einer Forschungseinrichtung, welches das NCRE darstellt.

 

Das NCRE beschäftigt sich mit allen Themen rund um die Europäische Union und aktuelle Ereignisse, die einen Effekt auf die EU haben. Natürlich ist zurzeit der Brexit auch eins der größten Hauptthemen am NCRE. Zu diesem Thema wurde schon ein Seminar mit Teilnehmern aus der ganzen Welt veranstaltet sowie eine Round-Table Runde mit Sir Micheal Leight. Dieser war Generaldirektor in der Europäischen Kommission und hierbei mit zuständig für die EU Erweiterungen. Unter anderem bei der Osterweiterung der EU im Jahre 2004 und 2007.
Ende Februar wurden auch Reden von dem neuseeländischen Botschafter in Europa und dem europäischen Botschafter in Neuseeland am NCRE gehalten. Diese sind Reden im Rahmen der NCRE Public Seminar Series. Zum Thema Brexit wird das NCRE in Zusammenarbeit mit UN+ Youth ein EU Model für neuseeländische Schüler abhalten. Dieses findet in Auckland, Wellington und Christchurch statt. Wobei sich das in Christchurch mit dem Thema Trump befasst. Für die beiden anderen wurde ich beauftragt, das Handbuch zu erstellen. In diesem sollten allgemeine Informationen über die EU und Brexit enthalten sein sowie ein Profil für jeden Mitgliedstaat, in dem dieser kurz vorgestellt wird und dann auf die möglichen Auswirkungen des Brexit eingegangen werden soll.

 

Um am NCRE zu arbeiten ist es wichtig, eine bestimmt interkulturelle Kompetenz zu besitzen, da hier Menschen aus den verschiedensten Ländern der Welt zusammenarbeiten. Viele meiner Kollegen kommen aus Neuseeland, aber es gibt auch Kollegen aus der Ukraine, Serbien und Frankreich. Die Arbeit mit den Kollegen vom NCRE und auch mit den Studenten dort verläuft aber auf einer sehr freundschaftlichen Ebene und ich fühle mich hier wohl und gut aufgehoben.

 

Bericht von Rebecca Radatz