Digitalisierung und KI: Das waren die Themen der zweiten Akademischen Feier mit Antrittsvorlesungen von Prof. Dr. Nora Rzadkowski und Prof. Dr. Christoph Schmidt
Nach der erfolgreichen Wiedereinführung der Tradition der Akademischen Feier Ende Oktober diesen Jahres fand am 10. Dezember 2024 nun die zweite Akademische Feier mit Antrittsvorlesungen der 2020 bzw. 2022 berufenen Professor:innen Dr. Nora Rzadkowski, MHE und Dr. iur. Christoph Schmidt statt.
Rektorin Dr. Iris Rauskala begrüßte die anwesenden Professor:innen, Studierenden, Alumni und Verwaltungsmitarbeitenden. Sie betonte die herausragende Qualität der Lehre an der HVF, die unter anderem von Prof. Rzadkowski und Prof. Schmidt profilgebend in ihren Fakultäten getragen würde. Dies sei beispielsweise daran festzumachen, dass Prof. Rzadkowski für ihr Projekt „Digitale Forschungswerkstatt für die Rechtswissenschaft (DigiFoR)“ dieses Jahr eine Förderung des Wissenschaftsministeriums erhielt. Oder an der Gründung des Instituts für digitale Transformation im Steuerrecht durch Prof. Schmidt.
Den Beginn der Antrittsvorlesungen machte Prof. Schmidt aus der Fakultät II mit dem Thema „Quo vadis, Finanzverwaltung? Potentiale und Herausforderungen eines künftigen KI-Einsatzes“. Zu seinem Forschungsschwerpunkt und Thema der Antrittsvorlesung gekommen sei er unter anderem durch seine Zeit im Berliner Finanzamt. In den frühen 2000er-Jahren sei die Finanzverwaltung in Sachen Digitalisierung wenig vorangeschritten gewesen. Sein forschungsgebender Leitgedanke ist daher: „KI kann das Besteuerungsverfahren tiefgreifend positiv verändern.“
Anschaulich erläuterte er seine Ideen und Ansätze, wie KI Steuerpflichtige, Steuerberater:innen und Finanzverwaltungen bei der Erstellung und Prüfung von Steuererklärungen unterstützen könne. Aktuell halte er eine vollautomatische Fallbearbeitung durch KI für kaum möglich. Zudem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen zumindest dahingehend überprüft werden. Allerdings seien die Potenziale für eine künftige hybride Fallbearbeitung mit Unterstützung der KI groß. Beispielsweise, indem diese die Datenerfassung und -prüfung oder die Analyse von Schriftsätzen übernehmen.
Mit einem Ausblick auf zukünftigen Forschungsbedarf im Bereich KI in der Steuerverwaltung schloss Prof. Schmidt seine Antrittsvorlesung und eröffnete die angeregte erste Diskussionsrunde.
In eine völlig andere Richtung ging die Antrittsvorlesung von Prof. Rzadkowski der Fakultät I. Ihr Thema lautete: „Critical Legal Thinking und die Digitalisierung des Rechts“.
Grundgedanke ihrer Arbeit ist die These, dass kritisches Denken der Kern aller Hochschulen ist. Prof. Rzadkowski stellt in ihrer Forschung die Frage, was sich darin durch die Digitalisierung verändert und wie an Hochschulen kritisches Denken vermittelt werden kann.
Das kritische Denken bewertet sie hierbei als Brückenfunktion zur Praxis. Eigentlich solle dieses in der Methodenlehre der Rechtswissenschaften vermittelt werden, allerdings genieße es dort nur einen geringen Stellenwert. Daher fehle das feste Fundament, wenn aus rechtswissenschaftlicher Sicht die Digitalisierung erforscht werde. Hier komme die Mediendidaktik ins Spiel. Mithilfe dieser ließen sich auch juristische Fragen in der Tiefe bearbeiten, wobei die Interdisziplinarität eine wichtige Rolle spiele. Daher schloss Prof. Rzadkowski mit dem Fazit, dass Fachwissenschaft und Fachdidaktik zusammenarbeiten müssten. Es bedürfe einer fachwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Digitalisierung sowie die Entwicklung neuer Lern- und Lehrformate.
Dieses Fazit bildete die Grundlage für die zweite Diskussionsrunde, in der die Interdisziplinarität auch zwischen den beiden Fakultäten der HVF diskutiert wurde.
Als Ausklang der Akademischen Feier lud Rektorin Dr. Rauskala alle Gäste auf den Weihnachtsmarkt des StuRas an der HVF ein.